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28. Juni 2020

'Egoistisch? Oder der Mut, mich mir Selbst zu zuwenden?‘

 

Das Wort Ego ist allgegenwärtig, nicht nur in spirituellen Kreisen, doch dort ist es ganz besonders häufig anzutreffen. So wie ich dieses Wort kennen gelernt habe, hatte es von Beginn an einen negativen Touch. Es ist ‚etwas’, das wir alle haben, doch eigentlich wollen wir es nicht, noch schlimmer (v.a. für spirituell Suchende ;)): ohne dessen Verschwinden ist Erwachen nicht möglich, d.h. es steht im Weg und ist eigentlich zu gar nichts nutze. Oben drauf erhält es dann noch eine besondere Note durch die im Volksmunde gebrauchte Redewendung: ‚das ist egoistisch‘, wobei dies jeweils mit einem verurteilenden Unterton ausgesprochen wird, denn egoistisch gilt als schlecht, vielmehr sollten wir doch altruistisch unterwegs sein und erstmals auf die Bedürfnisse Anderer schauen bevor wir an uns selber denken. Viele von uns verfallen diesem eingeschränkten Blickwinkel aufgrund eines tiefliegenden Bedürfnisses nach Anerkennung und Liebe. Wir lernen schon früh die Bedürfnisse unseres Umfeldes zu erkennen und uns deren gemäß zu verhalten, so sichern wir uns die bestmögliche – und in der Kindheit lebensnotwendige -  Aufmerksamkeit und Zuwendung. Leider wird diese von den Erwachsenen oft zu spärlich an den Nachwuchs weiter gegeben. Daraus lässt sich auch erklären, warum viele von uns eher den Fokus auf Andere und deren Bedürfnisse haben, sich anpassen an ihr Umfeld anstatt sich der eigenen Seele und den eigenen Bedürfnissen zuzuwenden. Aus meiner Sicht ist letzteres unsere wichtigste Aufgabe, denn erst wenn wir uns den Schöpferimpulsen in uns zuwenden, begegnen wir unserem tiefliegenden Lebenssinn. Wenn wir aber lernen, diese Orientierung als egoistisch zu verurteilen, werden wir uns nie diesem Fokus ungeteilt und bedingungslos hingeben wollen, stattdessen verlieren wir uns im Aussen und im angestrengten nicht-egoistisch-sein wollen. Doch wenn wir ehrlich sind, erkennen wir früher oder später, dass uns das nicht wirklich glücklich machen kann, wir gehen leer aus, unser Kern, unser Seelenimpuls, mit welchem wir auf diese Erde kamen, verkümmert dabei. Und in diesem Zustand soll man dann für andere da sein!? Das führt bestenfalls ins Burnout oder ähnliche Zustände, die in der heutigen Zeit leider sehr verbreitet sind.

 

Die Schöpfung hat hier zum Glück etwas Wunderbares eingerichtet, nämlich das unbändige Bedürfnis und Streben nach Glück und Frieden. Auch wenn wir oft nicht wissen, wo diese zu finden sind - d.h. meist suchen wir an den falschen Orten, nämlich im Außen - kurbelt dieser Wunsch eine Suche in uns an, welche erst dann gänzlich zur Ruhe kommt, wenn das Bedürfnis nach innerem Frieden und Glück nachhaltig gestillt ist. Suchen wir im Außen, dann präsentiert sich ein konstantes Hin und Her zwischen Bedürfnisbefriedigung und Suche, denn - wenn im Außen gesucht - kann es nicht zu einer nachhaltigen Befriedigung kommen, die Suche beginnt dann immer wieder aufs Neue, das ist anstrengend! Und nicht selten führt es uns in ein Suchtverhalten, weil dieses eine schnelle Bedürfnisbefriedigung garantieren.  

 

Für mich habe ich entdeckt, dass es stimmiger ist statt dem Wort Ego, das Wort Intellekt (Verstand oder der Denken wären auch möglich...) zu verwenden. Diese Beschreibung macht etwas deutlicher, dass es weniger ein Ding ist sondern vielmehr eine Funktion, eine Aneinanderreihung vieler einzelner Gedanken

(-gänge), die meist um unsere eigenen Person kreisen und uns pausenlos auf Trab halten, zumal darin die Wahrnehmung unserer Selbst als beschränktes, unvollständiges und getrenntes Wesen enthalten ist. 'Intellekt' erscheint mir zudem etwas neutraler und wertschätzender als 'Ego'. Ohne unseren Intellekt würden wir als Menschheit nicht so viel Genialität um uns haben, diese Funktion ermöglicht uns Sicherheit, Orientierung und steht uns bei Problemlösungen zu Verfügung, doch es ist wichtig zu erkennen, dass wir viel mehr sind als unser Intellekt, er ist lediglich eine winzig kleine Funktion der enormen Weisheit unseres Körper-Seele-Geist Systems. Hier ahnen wir bereits, dass es - wenn wir weg wollen vom Ego - nicht darum geht, es anderen recht zu machen und uns selber zu vergessen, sondern vielmehr darum, uns durch eine vertiefte Innenschau zu erinnern wer wir wirklich sind, dass wir viel mehr sind, als die beschränkte Welt des Verstandes, mit welchem wir uns zu Beginn unseres Menschenlebens lernen zu identifizieren. Es geht also um einen Perspektivenwechsel im eigenen Innern, bei welchem ich mich mir selber zuwende, wodurch ich erkennen kann, dass wir alle unendliche, stets mit der Quelle (Gott) verbundene und einzigartig, schöpferische Wesen sind. Eben keine kleinen getrennten Egos ;o). Und eben hier ist das wahre Glück und der tiefe innere Frieden zu finden. 

 

Im Prozess des Erkennens unserer wahren Natur ist es so unendlich wichtig, dass wir uns auf uns Selbst und unsere innewohnende Weisheit ausrichten. Wie sonst können wir zum Ausdruck bringen wer wir wirklich sind? Wie sonst können wir all diese Schritte gehen, die uns zur tiefen Erfüllung bringen, zur Erfüllung unseres je ganz eigenen individuellen Ausdruckes? Wie sonst können wir uns unseres Ursprungs erinnern und bleibenden inneren Frieden finden? Doch dies verlangt oft Mut, weil wir dadurch riskieren etwas aus der Reihe zu tanzen, bzw. Gefahr laufen, nicht den Normen oder den Wünschen Anderer zu entsprechen. 

 

Wir können also sagen, dass das Ego bzw. der Intellekt nichts Schlechtes, jedoch definitiv etwas Beschränktes ist, das – wenn gänzlich damit identifiziert – die Illusion in sich birgt, getrennt, limitiert oder fehlerhaft zu sein. Ich muss also weder dagegen ankämpfen noch mich dafür schämen. Vielmehr gilt es zu erkennen, dass es eine Funktion der Schöpfung ist, deren Qualitäten wir gezielt nutzen und wertschätzen können während dem wir gleichzeitig deren Begrenzungen klar erkennen. Es geht meiner Erfahrung nach primär um den ‚richtigen’ Fokus: Bin ich mir bewusst, dass die Bewegungen meines Intellektes oft 'nur' Geschichten sind, die ich mir auf dem Hintergrund meiner gemachten Erfahrungen immer wieder aufs Neue erzähle? Und habe ich den Mut, auf meine tiefer liegende Wahrheit zu hören, anstatt mich anzupassen und mich auf Wünsche und Bedürfnisse Anderer zu stützen? Nehme ich die Abenteuerreise meiner eigenen Seele an und lerne ich ihr zu lauschen, auf ihre Impulse zu hören, sie zu lieben und mir Selber mit wachsendem Mitgefühl zu begegnen? 

 

Mir bereitet dies grosse Freude. Und Dir?

 

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Thomas Hübl

 

 

 

                                    

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